Immer schön bei den Fakten bleiben! – Wie die Christliche Initiative Romero falsche Fakten zur Fair Wear Foundation verteilt.

Auf Grund einer Nachfrage zur Aussagekraft einer Mitgliedschaft eines Unternehmens in der Fair Wear Foundation (FWF) habe ich diese Woche dazu recherchiert. Eigentlich ist diese Geschichte zusammengefasst schnell erzählt: Die Mitglieder der Fair Wear Foundation lassen Kontrolleure in ihre Fabriken, diese sagen was schief läuft und die Produzenten legen einen Plan vor, wie in den folgenden Jahre die Bedingungen verbessert werden sollen. Eine Absichtserklärung besser zu werden also. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Auffallend ist aber, wie die FWF zum nonplusultra im Bereich der Fairen Mode hochgejubelt wird. So zum Beispiel von der Christlichen Initiative Romero (CIR). Diese ist keineswegs unabhängig, sondern als deutscher Träger der Kampagne für Saubere Kleidung über die internationale Clean Clothes Campaign sogar im governing body der Fair Wear Foundation, dem Aufsichtsrat sozusagen. Die Christliche Initiative Romero macht die Anprangerarbeit und verkauft die Fair Wear Foundation als Ausweg aus dem PR Desaster für die Hersteller. Das kann man so machen, dann aber mit richtigen Fakten. Leider stimmen diese nicht, wie ein kleiner Blick auf die Website der CI Romero zeigt.

Dazu habe ich nun der CI Romero eine Mail geschrieben und um die Berichtigung der Falschinfomationen gebeten.

Sehr geehrte Frau XXX,
[…] Es geht um nicht korrekte Informationen und vor allem die Klärung der Kommentare der CIR zur FWF und zum Fairtrade certified Cotton Siegel auf Ihrer Website www.ci-romero.de.
Zitat: Siegel und Standards: Fair Wear Foundation (http://www.ci-romero.de/gruenemode-guetesiegel-fwf/) [Gütesiegel und FWF in einem Link ist nach wie vor Verbrauchertäuschung]

„Kommentar CIR
Die FWF berücksichtigt die gesamte Produktionskette inkl. Auftragnehmer, Subunternehmner, Lieferanten und Lizenznehmer der Konfektionierung. Die FWF arbeitet bei der Verifizierung eng mit lokalen Organisationen zusammen und schließt die Einkaufspraktiken der Unternehmen mit ein. Durch die Veröffentlichung umfangreicher Daten (s.o.) wird Transparenz angestrebt. Die FWF weist damit die höchsten sozialen Standards auf und gilt hier als Best Practice Beispiel Nummer 1 im Bereich Soziales.“

Es ist unwahr, dass die FWF die gesamte Produktionskette berücksichtigt. Lediglich die Verarbeitung wird berücksichtigt, also vom Stricken bis zur CMT. Unter Lieferanten fällt auch der Textillieferant und dieser wird bei der FWF nicht berücksichtigt. Dies wird hier jedoch suggeriert.

Besonders der letzte Satz ist schlichtweg falsch. So gilt zum Beispiel eine Mitgliedschaft eines Unternehmens bei der FWF als ein möglicher Nachweis der ILO Kernarbeitsnormen in der Produktion bei der Zertifizierung der Fairtrade certified Cotton. Siehe Baumwollbroschüre von Fairtrade Deutschland, Seite 13. Bei Fairtrade certified Cotton kommen zusätzlich noch die Faire Entlohnung der Arbeitskräfte im Baumwollanbau plus die Fairtrade Prämie für Lieferanten hinzu. (ebenda Seite 12.)

Zitat: Siegel und Standards: Fairtrade Certified Cotton http://www.ci-romero.de/gruenemode-guetesiegel-fairtrade/

„Kommentar CIR
Fairtrade Certified Cotton garantiert faire Arbeitsbedingungen und langfristige Handelsbeziehungen in der Baumwollproduktion und fördert den Umstieg auf biologischen Anbau. Die Einbindung lokaler Akteure in den Zertifizierungsprozess ist zu begrüßen. Das Siegel deckt jedoch nur die Überprüfung fairer Arbeitsbedingungen in der Baumwollproduktion ab, nicht aber die Bedingungen bei der weiteren Verarbeitung der Baumwolle. Das kann bei KonsumentInnen zu Verwirrung führen, da häufig angenommen wird, dass alle Produktionsschritte überprüft wurden.“

Die beiden letzten Sätze sind falsch. Die Zertifizierung für Fairtrade Certified Cotton schließt eine (wenn auch nur sehr grundlegende) Überprüfung der Einhaltung der Kernarbeitsnormen aller Arbeitsschritte mit ein. (Siehe Baumwollbroschüre von Fairtrade Deutschland), Seite 12.

Zitat daraus:

„In den Fairtrade-Standards für Baumwolle wird ein Nachweis über die Einhaltung der IL O-Kernarbeitsnormen verlangt. Das gilt für alle Schritte der Weiterverarbeitung wie Entkernung der Baumwolle, Spinnen, Färben, Stricken, Weben, Konfektionieren.“

Damit geht das Fairtrade certified Cotton Siegel bei den Sozialstandards im Baumwollbereich über eine Mitgliedschaft eines Unternehmens bei der Fair Wear Foundation hinaus.

Meine Bitte hieraus folgend ist, dass Sie die von Ihnen bereitgestellten Informationen berichtigen und bei der Fair Wear Foundation die zusätzliche Information einfügen, dass eine Mitgliedschaft in der Fair Wear Foundation nur die Überprüfung fairer Arbeitsbedingungen in der Konfektionierung abdeckt, nicht aber die Bedingungen bei Herstellung der Baumwolle, in welcher der Großteil der ArbeiterInnen beschäftigt ist. Das kann bei KonsumentInnen zu Verwirrung führen, da häufig angenommen wird, dass alle Produktionsschritte überprüft wurden.

Darüber hinaus würde ein Disclaimer mit der Information, dass die CIR über die Kampagne für Saubere Kleidung und damit die Clean Clothes Campaign im governing body der Fair Wear Foundation sitzt ihren eigenen Transparenzansprüchen gut tun. Info auf der FairWear Seite.

Diese Mail wird gleichlautend als Blogpost auf blog.3freunde.com veröffentlicht.

Vielen Dank für Ihre Mühen.

Raphael Breyer

 

Edit (29.10. 11:50 Uhr): Immerhin bekam ich gleich eine Antwort, es werde gerade alles überarbeitet. Die neuen Infos werden gerade gedruckt und im November auch auf der Seite veröffentlicht. Ich hoffe es stimmt dann alles.

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